Frequently Asked Questions:

Im Rudolf Steiner Archiv werden neben dem Nachlass von Rudolf Steiner auch weitere Nachlässe oder Teilnachlässe aufbewahrt, u.a. von Marie Steiner – von Sivers, Adolf Arenson, Andrej Belyj, Marie Groddeck, Carl Kemper, Tatjana Kisseleff, Maria Pozzo, Hermann Ranzenberger, Walter Roggenkamp, Ilona Schubert, Assja Turgenieff, Carl Unger, Margarita Woloschin, Gerlinde Zaiser, Hans Zbinden.

Die Benutzung des Rudolf Steiner Archivs und des Nachlasses Rudolf Steiners ist im Rahmen der geltenden Benutzungsordnung für jedermann ohne Einschränkung möglich. Da es sich beim Rudolf Steiner Archiv um ein privates Archiv handelt, besteht jedoch kein Recht zur Einsichtnahme, und diese kann insofern auch jederzeit durch die Archivleitung verweigert werden.  Für Archivalien von anderen Urhebern gelten gegebenenfalls eingeschränkte Benutzungsmöglichkeiten.

Das Rudolf Steiner Archiv publiziert in Zusammenarbeit mit dem Rudolf Steiner Verlag die Rudolf Steiner Gesamtausgabe, d.h. das gesamte Werk Rudolf Steiners gemäss den Editionsplänen von 1961 und 2016, und verfolgt das uneingeschränkte Ziel eines öffentlichen Zugangs zu Steiners Werk durch Publikation und freie archivalische Forschung. Alle Vorträge, Texte, Notizen etc. Rudolf Steiners sind im Lesesaal des Archivs öffentlich einsehbar, sofern sie nicht im Zusammenhang mit der Vorbereitung einer Publikation zeitweise unzugänglich sind. Eine Geheimhaltung oder ein irgendwie privilegierter Zugang zu bestimmten Texten oder Objekten aus Rudolf Steiners Werk und Nachlass stehen den Aufgaben und Absichten des Rudolf Steiner Archivs diametral entgegen. Darin folgt es der erklärten Absicht Marie Steiners, wie sie es u. a. in ihrer Formulierung der Aufgaben der Nachlassverwaltung zum Ausdruck gebracht hat.

Kopien, Fotografien oder Scans von bislang unpublizierten Archivalien werden nur in hinreichend begründeten Ausnahmefällen nach Entscheidung der Archivleitung abgegeben, da das Rudolf Steiner Archiv mit der Rudolf Steiner Gesamtausgabe einen Publikationsauftrag hat und insofern auch die Aufgabe der Erstedition wahrzunehmen hat. Bei der Archivbenutzung vor Ort ist das manuelle Exzerpieren, Abschreiben oder Skizzieren von Archivalien mit der späteren Verwendung dieser Materialien erlaubt (siehe die geltende Benutzungsordnung).

Einzelne der ca. 1100 erhaltenen grossformatigen Wandtafelzeichnungen Rudolf Steiners werden seit den neunziger Jahren für öffentliche Ausstellungen ausgeliehen, im Jahre 2013 etwa für die Biennale in Venedig, daneben auch Objekte wie Möbel, Modelle, Eurythmiefiguren, Siegel oder Kleinodien. Die Ausleihe ist nach Entscheidung der Archivleitung für zeitlich begrenzte Präsentationen unter entsprechenden konservatorischen Bedingungen gegen eine entsprechende Ausleihgebühr möglich.

Im Band 40a der Gesamtausgabe befindet sich auf Seite 153 ein Gesamtregister aller Sprüche und Mantren. Die meisten Sprüche sind veröffentlicht in den "Wahrspruchworten" GA 40 und in den "Seelenübungen" GA 267/268. Das Spruchgut für Lehrer ist in GA 269.

Die Rudolf Steiner Nachlassverwaltung verfolgt in der Gesamtausgabe eine strenge editionsphilologische Praxis, die die Texte und ihre Überlieferung so treu wie möglich berücksichtigt. Die Edition eines Vortrages in der Gesamtausgabe beruht in der Regel nicht auf einer einzigen Nach­schrift eines Vortrags, sondern auf dem ganzen Archivbestand zum jeweiligen Vortrag, d.h. auf Originalstenogrammen, erhaltenen Mitschriften, Notizen sowie ergänzenden Dokumenten aus anderen Archiven. Durch die Berücksichtigung aller erhaltenen Dokumente und der sorgfältigen Zusammenschau aller verfügbaren Materialien unter kontinuierlicher Orientierung an den gegenwärtigen editionswissenschaftlichen Standards wird in der Gesamtausgabe die höchstmögliche Authentizität eines Textes angestrebt.
Die immer wieder einmal anzutreffende Meinung, ältere Ausgaben von Vorträgen Rudolf Steiners, insbesondere solche, die noch zu Steiners Lebzeiten erschienen sind, seien dem originalen Wortlaut Steiners näher, ist insofern irrig, als Rudolf Steiner diese Ausgaben nur in Ausnahmefällen selber redigiert hat, während im Laufe der Zeit immer wieder  neue Materialien (Notizen, Nachschriften) zu Vorträgen auftauchen und ihrem Weg ins Archiv finden, wo sie bei Neuauflagen berücksichtigt werden. Insofern ist immer die letzte und neueste Ausgabe eines Vortrags die bestmögliche.

Im Zusammenhang mit der von Christian Clement im Verlag Frommann-Holzboog seit 2012 herausgegebenen Edition Rudolf Steiner – Schriften Kritische Ausgabe (SKA) entstehen immer wieder Missverständnisse über die Bezeichnung «kritisch». Dieser Ausdruck bedeutet nicht, dass in solchen Ausgaben ein Autor oder ein Werk beurteilt oder sogar kritisiert werden, sondern dass die Edition des Textes sorgfältig und differenziert (von griechisch krinein unterscheiden) und nach ausgewiesenen Kriterien vorgenommen wird, z. B. unter Berücksichtigung der verschiedenen überlieferten Textstufen. Diese Praxis findet sich ganz selbstverständlich in Ausgaben klassischer Autoren wie Hegel, Nietzsche, Jacob Burckhardt etc. In seiner Weimarer Zeit hat auch Steiner selbst an einer «kritischen Ausgabe» von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften mitgewirkt.
Kritische Ausgaben entstehen im Unterschied zu sogenannten «Leseausgaben», die den Text in modernisierter Rechtschreibung ohne Dokumentation der Textvarianten präsentieren. Neben diesen beiden Formen gibt es noch mit der «historisch-kritischen Ausgabe» die anspruchsvollste und reichhaltigste Form, in welcher nicht nur der Text kritisch, sondern sämtliches Material, insbesondere alle Vorstufen eines Textes von der Skizze bis zum druckfertigen Manuskript, alle Korrekturen der Druckfahnen usw. ediert wird. Eine solche historisch-kritische Ausgabe der Schriften Rudolf Steiners ist geplant und wird frühestens nach Abschluss der Gesamtausgabe im Rudolf Steiner Verlag erscheinen.

Christian Clement hat aufgrund der Textkonzeption der Kritischen Ausgabe (Edition der publizierten Schriften Rudolf Steiners inkl. Dokumentation der Textveränderungen in den verschiedenen Auflagen) weder Archivalien des Rudolf Steiner Archivs eingesehen oder verwendet, noch ist seine Arbeit vom Rudolf Steiner Archiv oder von der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung finanziell unterstützt worden. Die Ausgabe erscheint in alleiniger wissenschaftlicher Verantwortung von Christian Clement und in alleinigem verlegerischem Engagement des Stuttgarter Verlags Frommann-Holzboog. Der Rudolf Steiner Verlag in Basel hat lediglich eine Anzahl gedruckter Exemplare in seinen Vertrieb übernommen. Siehe dazu die Stellungnahme der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung und des Rudolf Steiner Verlags. Das Verhältnis zum Rudolf Steiner Verlag ist seit dem zweiten, 2015 erschienenen Band der Reihe in den ersten Seiten der Ausgabe vermerkt.

Rudolf Steiner hat rund 6200 Vorträge gehalten, wovon ca. 3700 durch Hörermitschriften (Stenogramme oder Notizen) überliefert sind. In der Rudolf Steiner Gesamtausgabe werden alle Vorträge veröffentlicht, wenn dies von der Qualität der Mitschriften her vertretbar ist. Bisher wurde von sogenannten Parallelvorträgen, d.h. von Vorträgen zum selben Thema in verschiedenen Städten nur jeweils die beste Mitschrift publiziert. Zum Abschluss der Gesamtausgabe bis zu Rudolf Steiners 100. Todestag im Jahr 2025  ist geplant, auch alle Parallelvorträge zu publizieren.

Es ist geplant, die Gesamtausgabe bis zu Rudolf Steiners 100. Todesjahr 2025 abzuschliessen. Siehe die Planungsübersicht (Stand März 2021). Damit wird das Werk Rudolf Steiners im eigentlichen Sinne, d.h. selbständige Bücher, Aufsätze, Briefe, Fragmente, Notizen und Vorträge in der Gesamtausgabe vorliegen. Die vielen weiteren Materialien, die nicht zwischen zwei Buchdeckeln erscheinen können (Mitgliederlisten, Einladungen, Programme, Zeugnisse, Reisedokumente, Bücher etc.) sind im Lesesaal des Archivs einsehbar.

Die Urheberrechte für das Werk  Rudolf Steiners sind 70 Jahre nach Rudolf Steiners Tod abgelaufen; seit diesem Datum darf jeder − unter Angabe der Quelle − Werke Rudolf Steiners (geschriebene Werke, Aufsätze, Vorträge, Zeichnungen etc.) in eigener Verantwortung veröffentlichen. Für die einzelnen Bände der Rudolf Steiner Gesamtausgabe und für die Texte der Herausgeber liegt das Urheberrecht beim Rudolf Steiner Verlag (verlag@steinerverlag.com).

Nach dem bisherigen Stand der Forschung und nach Untersuchungen in den wichtigsten Archiven ist die Wahrscheinlichkeit der Existenz derartiger Dokumente auszuschließen.
Für Tondokumente wurden folgende Archive kontaktiert: Schweizerische Landesphonothek, Lugano; Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv (DRA), Wiesbaden; Schallarchiv WDR, Köln;
BASF Unternehmensarchiv, Ludwigshafen; Phonogrammarchiv, Wien. In diesen Archiven sind nach deren Auskünften keine Tonaufnahmen von Rudolf Steiner vorhanden.

Im Zusammenhang mit Tonaufnahmen ist zu bedenken, dass die Tontechnik zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch in ihren Anfängen war. Die noch junge Industrie mit ihren
Walzenphonographen und Grammophonen erwies sich vor allem als Unterhaltungsmedium sehr erfolgreich. Radioamateure erprobten erste Gehversuche in der „drahtlosen Telephonie“.
Seit den zwanziger Jahren sendeten die ersten lokalen Sender unkoordiniert und stundenweise. Alle Sendungen wurden grundsätzlich live ausgestrahlt, da geeignete
Tonaufzeichnungsgeräte noch nicht bekannt waren. Das erste Magnetophonband-Gerät wurde erst im Jahr 1935 auf der Funkausstellung in Berlin vorgestellt.

Auch aus denen im Archiv vorhandenen Dokumenten und Aufzeichnungen ist nicht darauf zu schließen, dass es zu einer möglichen Aufnahme von eventuell einem Vortrag oder einer
Ansprache von Rudolf Steiner auf Schallplatte gekommen ist. In den Sammlungen der Filmarchive Deutschlands und der Schweiz befinden sich auch keine kinematographischen
Aufzeichnungen von Rudolf Steiner. Die diesbezüglich angefragten Archive sind: Bundesarchiv, Filmarchiv, Berlin; Cinématèque suisse, Lausanne;

Dazu ist zu bemerken, dass eine filmische Aufzeichnung zu dieser Zeit noch ein außergewöhnliches Ereignis war und davon ausgegangen werden kann, dass es bekannt wäre,
wenn ein solches stattgefunden hätte. Amateurfilmer gab es zu jener Zeit nur ganz selten. Aufgrund der technischen Bedingungen und Voraussetzungen, der Erinnerungen,
Aufzeichnungen und Überlieferungen und den Nachforschungen in den entsprechenden Archiven, kann deshalb davon ausgegangen werden, dass keine Ton- oder Filmaufnahmen
von Rudolf Steiner existieren.

Zur Frage der Veröffentlichung von Äußerungen Rudolf Steiners, die rassistisch verstanden werden können, haben die Rudolf Steiner Nachlassverwaltung (als verantwortliche Herausgeberin) und der Rudolf Steiner Verlag (als verantwortlicher Verlag) eine Stellungnahme verfasst: (Sonderhinweis zu Äußerungen über Rassen in der Rudolf Steiner Gesamtausgabe).

Zu einer angeblichen ‹Aussage› Rudolf Steiners zur Ukraine

Zur Zeit zirkuliert folgende angebliche ‹Aussage› Rudolf Steiners zur Ukraine im Netz:

«Die Ukraine ist der angelsächsische Kampfplatz um den russischen Kulturkeim. Die Ukraine ist nicht mehr und nicht weniger als der aktuelle Schauplatz des seit 1914 anhaltenden Kampfes gegen Mitteleuropa.»

Eine solche Aussage ist im Rudolf Steiner Archiv nicht bekannt. Weder im publizierten Werk (Gesamtausgabe und Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe) noch in den drei Notizbüchern, in denen uns eine Erwähnung der Ukraine bekannt ist: NB 101 (1918), NB 145 (1922), NB 339 (1907), findet sich diese Stelle.

Die obige ‹Aussage› Steiners wird auch auf ‹Anthrowiki› portiert:

https://anthrowiki.at/Der_Kampf_um_den_russischen_Kulturkeim
Als Quellenangabe wird dort genannt: «Rudolf Steiner, Notizbucheintragung 1918» und: «Das nachstehende Zitat wurde von Hans Bonneval übermittelt. Ob es sich dabei um ein wörtliches oder nur sinngemäßes Zitat handelt, ist nicht geklärt.»

Eine Rückfrage bei Herrn Bonneval ergab, dass er die ‹Aussage› vor Jahren von einem «alten Anthroposophen» erhalten habe, der ihm als verlässlich bekannt sei. Dieser habe sich diesen Wortlaut «in Dornach notiert», wei­tere Angaben habe er nicht gemacht. Das Notizbuch von 1918 wurde darauf im Rudolf Steiner Archiv eigens noch einmal vollständig durchgesehen und es wurde keine auch nur annähernd ähnliche Stelle gefunden.

Möglicherweise handelt es sich um eine von Dritten angefertigte, entstellende Kompilation bzw. Paraphrase
aus einer Darstellung Rudolf Steiners über die Hintergründe des Ersten Weltkriegs auf einem undatierten Notiz­zettel: Dort heisst es im Zusammenhang mit einer «jetzigen Mächte-Constellation», die alle wirklichen Gegen­sätze und Interessen verdecke: «Sie verdeckt vor allem die wahre Thatsache, dass um den russischen Kulturkeim zwischen den anglo-amerikanischen Pluto-Autokraten und dem mitteleuropäischen Volke gekämpft wird.»  Weder in dieser Stelle noch im ganzen Dokument wird die Ukraine erwähnt. (Rudolf Steiner Archiv, NZ 5069, vmtl. Dez. 1917; mit Faksimile wiedergegeben in Zeitgeschichtliche Betrachtungen, Bd. III, GA 173c, Basel 2014, S. 264f.)

Aufgrund unserer Recherchen im Werk und Nachlass Rudolf Steiners betrachten wir es als geklärt, dass mit der oben wiedergegebenen fraglichen Aussage Rudolf Steiner weder wörtlich noch sinngemäss zitiert wird. Die Aus­sage ist in dieser Form also nicht authentisch.

Dornach, den 21. März 2022
Für das Recherche- und Herausgeberteam des Rudolf Steiner Archivs
Dr. David Marc Hoffmann, Leiter Rudolf Steiner Archiv

NB: Im Rudolf Steiner Archiv wird eine digitale Edition sämtlicher 625 Notizbücher und über 7500 Notizzettel mit Faksimile und Transkription vorbereitet, die ab Mitte 2022 online beginnen soll. Spenden für dieses Projekt, das mit rund 1,8 Millionen Euro budgetiert ist, werde gerne entgegengenommen unter:
Raiffeisenbank Arlesheim (Schweiz) IBAN CH87 8080 8002 1493 5140 7.

Link zum Dokument

Für die mit der Weihnachtstagung 1923/24 neubegründete Gesellschaft hat Rudolf Steiner verschiedene Schreibweisen verwendet. Im gedruckten Programm der Weihnachtstagung war vorab von der «Gründungs-Versammlung der Internationalen Anthroposophischen Gesellschaft» die Rede gewesen, den handschriftlichen Statutenentwurf überschrieb Steiner selbst mit «Statuten der anthroposophischen Gesellschaft». In seinem Bericht über die Weihnachtstagung in der ersten Nummer des Nachrichtenblatts Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht vom 13. Januar 1924 wiederum verwendete er mehrfach und in unterschiedlicher Schreibung des Buchstabens A den Ausdruck: ALLGEMEINE ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT und ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT.
Da die uneinheitliche Schreibweise immer wieder zu Rückfragen führt, veröffentlichen wir an dieser Stelle das im Rudolf Steiner Archiv aufbewahrte und dort einsehbare Manuskript von Steiners Bericht.
Zur Frage der Schreibweise siehe auch den Aufsatz von Uwe Werner: « Ein geeigneter Binnenraum für die Pflege der Geisteswissenschaft », in: Archivmagazin, Nr.10, 2020, S. 125-162

 

menuarrow-left